Es muss betont werden, dass die Begleitung der affektiven Beziehung zwischen den Eltern und dem Kind nicht mit der Geburt endet.
Eine pränatale Begleitung muss absolut nach diesem Ereignis weitergeführt werden, und dies bis zu dem Zeitpunkt, wo das Laufen erlernt ist. Diese Begleitung nicht weiterführen ist für das Kind ein Mangel , und es besteht das Risiko, dass relationelle Probleme entstehen wegen der eigenen Entwicklung der wohl begleiteten Kinder.
Das in der pränatalen Zeit wohl begleitete Kind hat Erwartungen und es fällt ihm äusserst schwer einen Bruch der affektiven Beziehung, die er im Schoss der Mutter kannte, zu erleben.
Es lauert nach Beziehnungen und Austausch. Im Moment, wo er eine enorme Adaptationsanstrengung machen muss einer Welt gegenüber, wo ihm alles fremd ist, könnte der Mangel an einer postnatalen Begleitung zu einer für ihn schädlichen Frustration führen.
Die Art, ein Kind zu tragen, ist eine implizierte Sprache. Man kann ihm Sicherheit, und dadurch Autonomiegefühle vermitteln, selbst wenn es gerade nach der Geburt die Abhängigkeit entdeckt. Hingegen kann man ihm Unsicherheit vermitteln und Abhängigkeit provozieren.
Wenn man ein Baby wie ein Paket trägt, benimmt es sich wie ein Paket, und es erlebt sich wie ein Paket.
Deshalb wird die letzte pränatale Sitzung mit Puppen gemacht. Man hilft den Eltern, sich auf die haptonomische Tragensweise zu sensibilisieren.
Sehr schnell nach der Geburt wird hier eine spezielle Sitzung angeboten. Selbst nach einer reibungslosen Geburt, wo alles tadellos ablief, muss die Frau ein Sicherheitsgefühl in ihrer Basis (Inhalt des Beckens) , gleichzeitig ein Ganzheitsgefühl und ihre interne Sicherheit gegenüber einer ganz neuen Situation wiederfinden. Jede Geburt ist eigenartig und jedes Kind verschieden.
Sie kann dadurch ihr « Frau sein » wiederfinden in einer Periode, wo der Akzent zu oft auf die Mutter gesetzt wird, was für sie und ihr Paar zur Falle werden kann. Diese Sitzung ist eine grosse Hilfe für die Frauen, die mit dem Baby blues zu tun haben.
Eine solche Begleitung der Mutter kann auch eine postnatale Depression vorbeugen
Der thymotaktile Kontakt stellt die Basis der Mutter wieder her, und der Austausch, der ihn begleitet, erlaubt ihr, alle Facetten zu erwähnen, von dem was sie während und nach der Entbindung erlebte. Sie wird in ihrem « FRAUSEIN » wieder hergestellt, und nicht nur als Mutter.
Im Krankenhaus bieten die in Haptonomie ausgebildeten Hebammen diese Sitzung nach dem Wochenbett an. Sie ist im Falle eines Kaiserschnittes oder einer medikalisierten Entbindung
äusserst wichtig.
Diese Sitzung findet generell in Anwesehenheit des Vaters und des Kindes statt. Und endet meistens indem man das Kind auf den mütterlichen Schoss setzt. Manche Frauen aber wollen diese Sitzung allein erleben, dies muss vorgeschlagen und respektiert werden. Sie muss manchmal wiederholt werden, allein, oder mit dem Kind und dem Vater. Der Haptotherapeut berücksichtigt die Bedürfnisse der Mutter,des Kindes und des Vaters, und in diesem so eigenartigen und so intensen Moment ihres Lebens, passt er sich der Situation an.
Wie man ein Kind trägt, ist eine Art ihm vieles zu zeigen. Das Tragen ist eine Sprache und das Kind reagiert extrem sensibel auf die Kohärenz zwischen dem, was mit Gesten angedeutet wird und dem was mit Wörtern gesagt wird. Für die Haptonomie ist die Vertikalität höchst wichtig.
Oder besser das Gefühl der Vertikalität , das man selbst einem liegenden Kind vermittelt, wenn man ihm die Dynamik fühlen lässt, die von seinem Sakrum (seiner Basis) bis zu seinem Kopf geht. Das Empfinden dieser Achse ist wesentlich für die Entwicklung. Durch die Unterstützung der Basis –beruhigendes Tragen- wird das Kind seiner Körperlichkeit bewusst und entwickelt einen Sicherheitszustand in dieser Welt, wo viele neue Sachen und starke Eindrücke wie ein Wirbelwind ankommen. Das Gefühl der Kontinuität, die Marken wiederzufinden die man vor der Geburt kannte, sind für das Kind eine grosse Hilfe, jetzt wo es eine Welt betritt, in der seine Bedürfnisse eine Zeit skandieren, die sich vor seiner Geburt in einer Kontinuität mit etwas fernen äusserlichen Ereignissen abspielte. Die Geburt ist ein Verlust an Autonomie und die Entdeckung der Abhängigkeit den Erwachsenen gegenüber.
Um die Pflegen herum entstehen Momente affektiver Begegnungen, die das Kind genau so braucht wie Milch und Sauberkeit. Das Aufbauen der Identität ist eine Sache von gemischten Worten und Gesten, und affektiver Sicherheit. Die ersten Tage des Lebens und die ersten Wochen sind wesentlich für das Einwurzeln der Identität. Was sich hier abspielt, hat für die Persönlichleit langhaltende Effekte.
Ziel der haptonomischen Art ein Kind bei seiner Geburt zu empfangen ist es, ihm bei jeder Stufe seiner Entwicklung und je nach Umständen, ein Gefühl der Sicherheit zu vermitteln, das ihm das Gefühl der Autonomie beibringt und diese dadurch verstärkt. Selsbt wenn diese Autonomie sehr relativ ist, das Gefühl der Autonomie ist wesentlich. So entwickelt sich die Gundsicherheit weiter, die das Kind während der pränatalen Zeit erworben hat, und wird später zur Basis der Selbstsicherheit. Während jeder Begegnung wird der Haptotherapeut mit Scharfsinn alle eventuellen Probleme von jedem Mitglied des Trios berücksichtigen, sowie eventuelle Probleme mit den älteren Kindern der Familie. Es ist nicht leicht, weder für den Vater, noch für die Mutter, das Paar, das Kind während dieser ersten verwirrenden und alle Verhältnisse modifizierenden Monate. Vor allem bei einem ersten Kind. Während des ersten Jahres entwickelt sich ein Kind unheimlich, deswegen muss man sich seiner Entwicklung anpassen in der Art es zu tragen oder sich um ihn zu kümmern.
Die Sitzungen finden an wesentlichen Momenten statt.
Das Kind wird allmählich in eine notwendige und gesunde Oppositionsphase eintreten. Eine zu grosse innere Sicherheit kann es aber dominierend und herrisch machen, und die Eltern somit destabilisieren.
Man hilft ihnen, das Kind, seine und ihre Reaktionen zu beobachten, um sie in dieser neuen Phase, wo Erziehung wesentlich ist, zu leiten.
Es geht darum,das Kind dezidiert einzuschränken, indem man es respektiert, ohne Rivalität zwischen den Eltern, ohne durch die Selbstbehauptung , die bei einem Kleinen, das sich in Sicherheit fühlt, mächtig ist, überhäuft zu sein.
Manche Kinder gehen ohne jegliche Probleme durch diese Periode. Man muss aber die Eltern auf diese wichtigen Veränderungen vorbereiten, ihnen dazu helfen, zu verstehen, was auf dem Spiel ist, und einen Rahmen zu definieren.
Eine gute Konfrontation ist eine affektive Bestätigung , wenn sie die Persönlichkeit des Kindes respektiert. Das Ergebnis des Einschränkens ist um so besser wennn man seine Persönlichkeit versteht und sich nicht auf eine Konfrontation auf gleicher Augenhöhe einlässt.
Je intelligenter ein Kind ist und je mehr es sich wohl fühlt, um so mehr wird es in dieser Periode versuchen mit seinen Eltern auf gleicher Basis zu sein.
Während dieser letzten Sitzung werden Eltern und Kind entdecken, wie wichtig es ist, dass sie letztlich auf gleichem Fuss stehen, ohne sich in symetrischen Verhältnissen zu situieren.
Die Eltern mussen Eltern bleiben.
Nota bene : Manche Haptotherapeuten wollen die postnatale Begleitung nicht bis zu dieser Sitzung führen. Man muss zu Beginn der Begleitung darüber sprechen und mit ihnen die Person suchen, die die Begleitung dann übernimmt.
In der Praktik
4 postnatale Begegnungen (oder mehr) sind erwünschenswert. Auch hier ist jede Begegnung der Entwicklung des Kindes angepasst.
Diese Sitzungen sind absolut notwendig, denn der Umgang mit wohl begleiteten Kindern ist angenehm und äusserst leicht, dazu sind sie sehr autonom. Wenn sie durch die normale Oppositionsperiode gehen, in der sie ihre Grenzen suchen, tun sie es mit grossem Vertrauen in sich und in ihren Eltern. So müssen sie mit Liebe und Entschlossenheit geführt und in Grenzen gehalten werden.
Jedoch, wenn die Eltern es wünschen, wenn das geringste Problem in der Familie vorkommt, kann man beliebige Begegnungen programmieren. Später ist es auch möglich den Haptotherapeuten zu treffen, um sich mit ihm über vorkommende Schwierigkeiten zu unterhalten. Die Erfahrung mit den wohl begleiteten Kindern und das Erleben der Arbeit während der Schwangerschaft und der ersten Monate erlauben es ihm, eine nützliche Klarstellung zu geben. Es ist nicht selten, dass die Kinder selbst, mit 3 /4 oder 6 Jahren, manchmal während der Adoleszenz die Person wiedersehen wollen, die sie am Anfang des Lebens begleitet hat, und an die sie sich erinnern.